Im April erscheint Ria – Die Lichtklan Chroniken Band 2 und
für den Deutschlandrelease hat sich Thorsten Kiecker etwas ganz Besonderes
ausgedacht. Er wird am heutigen Sonnabend quer durch Berlin eine Schnitzeljagd
bzw. besser gesagt eine Schnipseljagd veranstaltet, denn es geht um ein Ticket
für die Releaseparty!!! Seine Route führt quer durch die Berliner
Comicladenszene und ich kenne sie alle. Mein Jagdfieber war geweckt, denn durch
die letztlich erschienene Rezension auf micomics und dem Interview mit Thorsten
habe ich Blut geleckt. Also begleitet mich auf die Jagd nach dem Goldenen
Ticket für einen Sektempfang mit dem gesamten Team von RIA.
Für eine erfolgreiche Jagd muss man gut vorbereitet sein. Ich
will Thorsten Kiecker per Bike durch Berlin jagen. Vorteil Nr. 1: ich bekomme
mal wieder frische Luft und es scheint die Sonne. Vorteil Nr. 2: man ist mit
etwas Ortskenntnis mobiler als S- und U-Bahn in Berlin. Mein neues Fahrrad war
ein Schnäppchen, sieht hammermäßig aus, jedoch erweist sich Tiberius Tarante
mal wieder als ein handwerklicher Trottel. Den Schlauch musste meine Madame
wechseln und bei der Bremseneinstellung versagten wir gemeinschaftlich. Also
vor der Jagd noch schnell einen Termin beim Fahrradfachmann geholt. Der guckt
mich an wie ein Auto und verzweifelt ebenfalls. Danke Gott, ich war also nicht
zu blöd. Das heißt aber auch, ick habe keen Radel zum Jagen und muss doch die
öffentlichen Verkehrsmittel von Berlin nutzen (und ja ich habe ein Auto, nur
darf dit nicht in die Umweltzone und das ist auch jut so).
Direkt am Fahrradfachmannladen gibt es eine S-Bahn Station
und ich starte meine Jagd auf eines der begehrten RIA-Releasetickets. Die S25
fährt momentan alle 25 Minuten!!!! und ja ich wohne in Berlin und nicht in der
Provinz, aber man gewöhnt sich an alles. Ein paar Zigaretten und du ersten Andeutungen
eines Sonnenbrandes später sitze ich in der S-Bahn und checke die Facebook
Seite von RIA. Ahh er ist unterwegs und er ist in Richtung Spandau in die
U-Bahn eingestiegen. Der Berliner Comicnerd weiß natürlich sofort was auf der
Strecke liegt. Zum einen ist dort in der Zossener Straße eine der beiden Filialen
vom Groben Unfug und am Mehringdamm Comic & Spiele. Ich bin auf dem Weg,
die Richtung stimmt nur beim Checken den Liniennetzplans muss ich eine
erhebliche Streckenentfernung feststellen. Mein Adrenalinspiegel steigt. Hätte
sich der Gucknichsotyp von Fahrradfachwasauchimmer nicht schneller dazu
durchringen können, dass er mein Vehikel nicht gleich reparieren kann.

Nur stehe ich jetzt vor einem kniffligen Problem. Steige ich
Gneisenaustraße trotzdem aus und verfolge/stalke ich Thorsten Kiecker oder
versuche ich seinen nächsten Schritt voraus zu ahnen. Die U-Bahn bzw. mein morgendliches
noch nicht ganz auf Hochtouren laufendes Hirn nimmt mir die Entscheidung ab und
ich passiere die besagte U-Bahnstation. Den Linienplan studiert und
entschlossen einfach Mal bei Modern Graphics am Kottbusser Tor vorbeizufahren.
Bei diesem Comicshop direkt gegenüber vom SO36 in der Oranienstraße war ich
sicher zwei-drei Jahre nicht mehr. Am Ziel angekommen und wieder mit Internetz
bestückt (habe O2 und das versagt in der Berliner U-Bahn regelmäßig) durchfährt
mich ein erster Schrecken. Mist! Der Thorsten ist jetzt mit einem fahrbaren
Untersatz unterwegs und kann demnach überall sein, doch auf dem zweiten Blick kommt
ein Fünkchen Hoffnung auf. Die Karte zeigt die Prinzenstraße, also nicht weit
weg von Modern Graphics. Am Laden angekommen durchwühle ich die Ramschkisten
vor dem Laden. Ich seh dich Thorsten. Ick kriege dich. Das Ticket ist mein!
Die Kisten sind gecheckt und wie immer auch Lesematerial entdeckt
gehe ich in den Laden, denn irgendwie ist es auch komisch vor einem Laden rum zu
hocken, zu warten, schreckhaft den Kopf aus den Kisten zu ziehen, wenn jemand
den Laden betritt. Im Laden werde ich mal die deutschen Neuheiten durchwühlen. Diese
stehen für meine Jagd strategisch vorteilhaft im Eingangsbereich des Comicshops
und ich muss ziemlich schnell eine gewisse Monotonie feststellen: „Hab ick, hab
ick, hab ick, will ick nich, will ick nich, ist bestellt, hab ick, hab ick,
will ick nich.“ Ich gebe die Suche nach fehlenden Panini-, Splitter und Avantcomics
auf und checke die Facebook Seite von RIA nach neuen Jagdinfos. Ich entdecke
dort folgendes vor drei Minuten gepostetes Bild.
Man ich stehe hier in dem Laden und hier ist kein Thorsten
Kiecker. Ich mache nochmal das Interview von Marcus Koppers für micomics auf
und mache eine Gesichtskontrolle mit alle im Laden anwesenden Personen. Kein
Thorsten dabei. Wurde es doch vor dem Laden schon abgefangen? Ist alles nur ein
Fake? Ick will das Ticket. Es ist meins! Mein Schatz! Ich habe ihn verdient.
Ich wusste vorher schon, dass er jetzt hier erscheinen wird. Meh! Okay Spiri,
komm zur Besinnung, es ist eine Jagd. Du erfährst sich gleich, wer dir das
Ticket weggeschnappt hat. Er muss noch in der Nähe sein. Du kriegst ihn…es ist
dein Schatz, DU hast ihn verdient.
Kurzentschlossen begebe ich mich zur Kasse, die Schnäppchen
aus der Grabbelkiste müssen bezahlt und der nächste Schritt geplant werden. Man
eh rennt mich der reinschneiende Typ doch glatt übern Haufen. Muss der so
reinstürmen. Ist der auf der Flucht oder wat? Der Zustand der 1-Euro-Hefte ist schon
miserabel genug. Ich will den Kerl fast schon anranzen, doch mir fällt nur ein Wort
ein: GEFANGEN! Der Typ, der fast von mir in meiner eloquenten Berliner Art eine
Predigt über gegenseitige Rücksichtnahme an den Kopf geworfen bekommen hätte
ist Thorsten Kiecker. Ich habe ihn gefangen. Ich habe das Ticket und was sagt
er zu mir: „Angeber, man eh ich wollte noch ein bisschen gejagt werden.“ Mir doch
egal, gib das Ticket her, es ist mein, ich habe mir das verdient…es ist mein Schatz.
Nun rück es schon raus, sonst hole ich mein Jagdmesser raus. Ich sagte ja
bereits, dass ich mich auf die Jagd vorbereitet habe.
Ganz ohne Gewaltanwendung gab mir der Künstler das begehrte
Ticket mit der Nummer 3.Geschafft! Ich bin am Dienstag zum Sektempfang nun
offiziell eingeladen. Schnell wurde ein Foto geschossen und schon war er wieder
weg. Perplex zurückgelassen bezahlte ich nun meine Grabbelhefte und verließ den
längst aus dem Gedächtnis gelöschten Comicshop in Kreuzberg. Da war doch noch
was. Irgendetwas stand doch noch auf meiner heutigen Programmliste. Ein
Spaziergang durch das islamisch geprägte Kreuzberg oder auch die frische Luft
regte meine Gehirnzellen an und schwupps da war der heutige Fahrplan wieder
online. Im Groben Unfug in der Torstraße ist ja heute Signierstunde mit Sarah
Glidden. Die Dame bereiste Israel und veredelt heute ihr bei Panini
erschienenes Buch „Israel verstehen – in 60 Tagen oder weniger“. Heißt für mich
also zurück zum Kottbusser Tor, ab in die für mich internetlose U-Bahn und erst
einmal zu Alex. Eigentlich meide ich gerne diesen Platz, denn dort sind nur vor
einem plötzlich in den Himmel starrend stehenbleibende Touristen und Umfragesuchende,
Umweltaktivisten, Flyerindiehanddrücker oder wie ich sie zusammenfasse: Wegelagerer.
Ich habe die Wahl: dort mit einem meilenweiten unterirdischen Weg für eine
Station in eine U-Bahn Richtung Rosa-Luxemburg-Platz umsteigen oder am Alex
kurz etwas feste Nahrung zu mir nehmen und die restliche Strecke zu Fuß bei dem
herrlichen Wetter zurücklegen. Etwas Zeit habe ich ja noch. Die Signierstunde im
Unfug mit Sarah Glidden beginnt erst um 14 Uhr.
Über die inkompetente Schnellrestaurantfachangestellte beim
Fleischbrötschenkönig geärgert, drüber hinweggesehen und in die Sonne gesetzt.
Fehler. Einen leckeren Burger im Mund, einen Shake in der einen und das Smartphone
in der anderen Hand bin ich hilflos fluchtunfähig. Einer der Wegelagerer hat
meine missliche Lage entdeckt und ausgenutzt. „Mmph neimphh kein inmpphhhteressempph!“ Natürlich hätte er auch mein Kopfschütteln
interpretieren können, aber nun war ich dran. „Wieso habe ich mir noch nie
Gedanken über meine Zukunft gemacht?“ „Du musst auch an deine Kinder denken!“ „Eine
Spende für XY und du hast deinen Beitrag geleistet!“
Ich schlucke den Happen eines global agierenden
Wirtschaftsunternehmens runter, lege mein von Kinderhänden zusammengesetztes
Smartphone beiseite, schaue über meine Brille, welche sicherlich nicht
umweltfreundlich abbaubar ist und halte inne. Schreie ich ihn jetzt genervt an,
mache mich über seine Einstellung und seinem 20 Jahre alten Look und leider
wieder zurückkehrenden Look lustig oder stecke ich mir meine Kopfhörer aus
China ins Ohr und genieße während seiner Ansprache meinen Burger? Die zweite
Variante hat super funktioniert und mir sogar ein Lächeln meiner Banknachbarin
eingebracht. Der verging das Lächeln jedoch wieder schnell, denn nun war sie
ins Visier des postapokalyptischen Moralapostels geraten. Befreit vom Hunger und Störenfried kann ich
wieder meinem Laster (Facebook) widmen. Der Statusupdate von Thorsten Kiecker
fällt mir ins Auge, denn er ist ebenfalls am Alex. Nun gut ich habe mein
Ticket, aber bin mir sicher ihn nochmals zu begegnen. Auf dem Weg zur
signierstunde stolpere ich an dem bisher nur im Vorbeigehen wahrgenommenen Mangafachhandel
Neo Tokyo vorbei und wen entdecke ich dort durch das Schaufenster? Richtig:
Thorsten beim Stöbern der mir unzugänglichen Literatur aus Nahost. Eine pistolenartige
Geste muss reichen, denn ich habe mein Ziel in der Torstraße vor Augen.
Ich schlendere auf den Unfug zu und mir kommt ein
Gedankenblitz. Du hast ein Ticket für die Releaseparty zum zweiten Band von
RIA- Die Lichtklan Chroniken und hast noch nicht mal den ersten Band gelesen.
Die Rezension auf micomics wird für kommenden Dienstag zum mitnerden nicht
reichen. Wieder mal stellt sich der Grobe Unfug als der bestorganisierte
Comicshop von Welt raus. Natürlich haben sie noch einen Band aus dem Splitter
Verlag im Regal. Die Signierstunde von Sarah Glidden hat noch nicht begonnen,
mein Abofach und die Neuheiten bereits gesichtet mache ich mich auch hier über
die Grabbelschnäppchenkisten her. Während der Sichtung der angeschlagenen Hefte
pirscht jemand hinter mir in die Merchandisingecke. Da ist er wieder, der
gejagte Thorsten. Ich habe ihn zum dritten Mal entdeckt und er fühlt sich etwas
gestalkt.
Während einem kurzen Smalltalk, bei dem ich mich wie immer
etwas unbeholfen anstelle, entdeckt Thorsten in meiner Hand seinen ersten Ria
Band. Natürlich konnte ich der Frage nach einer Signatur von ihm nicht
wiederstehen, doch anscheinend versteht Herr Kiecker unter einer Signatur etwas
anderes. Er nahm auf der Treppe platz, holte sein mobiles Arbeitswerkzeug raus
und fing an zu zeichnen. Der geschäftstüchtige 50-jährige Punk Bert drückte mir
daraufhin ein Band von Frau Glidden in die Hand und erinnerte mich somit daran,
dass meine Jagd für den heutigen Tag noch nicht beendet war. Eine Signatur von
Sarah Glidden steht ja auch noch an. Was war das für ein Bild. Zwei Künstler
sitzen nebeneinander im Groben Unfug und veredeln mit ihrer Kunst meine Comics.
Wozu nach Leipzig zur Buchmesse fahren wenn es den Groben Unfug in Berlin gibt? Hier meine Ausbeute von der
heutigen Schnipseljagd und ich mache mich mal auf dem Weg zu dem
Gucknichsofahrradfritzen und lasse mich überraschen, ob er mein Zweirad auf
Vordermann gebracht hat.
Ich freue mich nun auf den kommenden Dienstag und geniesse derweil Band 1 von Ria. Hier ist mal noch ein Teaser zum zweiten Band der Lichtklan-Chroniken.
Update:
Hier findet Ihr
Teil 1 vom Meet & Greet mit dem RIA Team
Teil 2 vom Meet & Greet mit dem RIA Team
Hahahah,
AntwortenLöschenschön geschrieben,
toll die Jagd so miterleben zu können.
Wir waren in Leipzig ^^"
Man sieht sich Dienstag,
und wehe der 1. Band ist nicht gelesen!
;D
Lg
Toller Bericht!
AntwortenLöschenMan hat wirklich beim lesen mitgehetzt.
-bis Dienstag! ;}
...bis Dienstag! Und Hausaufgaben machen: Alle beiden Teaser gucken!! :D
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